Wenn man nicht Queen of England ist oder Jordanischer König oder Papst, sind Positionen, Posten und Ämter eher nicht auf Lebenszeit vergeben (wobei das beim Papst ja auch schon nicht mehr gilt). Selbst Angela Merkel wird aller Voraussicht nach nicht bis zu ihrem Tod Bundeskanzlerin bleiben.
Und so dreht sich das Personalkarussell bei der Stadtmission z.Z. auch:
Vor gut zwei Wochen – am 28.1 und 1.2. – haben wir mit einem hochkarätig besetzten Neujahrsempfang (u.a. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe oder Thies Gundlach, Vizepräsidenten des Kirchenamtes der EKD ) und einem festlichen Sonntagsgottesdienst mit anschließendem kirchlichen Empfang (u.a. mit Pröpstin von Kirchbach und den Altbischöfen Kruse und Noack) Hans-Georg Filker als Direktor der Berliner Stadtmission und Beauftragten für Mission der EKBO (Ev. Kirche Berlin – Brandenburg – Schlesische Oberlausitz) verabschiedet. Fast 26 Jahre hat er die Arbeit hier geprägt und die Stadtmission aus einem kleinen Verein zu einem mittelständischen Unternehmen mit ca. 850 beruflich und über 1000 ehrenamtlich Mitarbeitenden entwickelt. Natürlich nicht allein, wie er nicht müde wird zu betonen. Aber er ohne Zweifel als Pionier und Eisbrecher mit viel „Entrepreneurship“ immer vorneweg.
Beim Neujahrsempfang hatte ich die schöne Aufgabe, als persönlicher Gastgeber Hermann Gröhe in Empfang zu nehmen und zu begleiten. (10 Minuten vor seiner Ankunft erhielt ich einen Anruf seiner Assistentin: „Wir starten jetzt am Reichstag.“) Das hatte schon was! Sein Grußwort war beeindruckend persönlich, kenntnisreich und theologisch versiert. Immerhin war er ja auch jahrelang Mitglied der EKD-Synode.
Am Sonntag drauf war es meine Aufgabe, die Gottesdienstliturgie zu halten und den Empfang zu moderieren. …Und vorher einen großen Teil der Organisation bis – in für mich überraschend viele – Kleinigkeiten hinein zu regeln. Irgendwie wird bei der Stadtmission jede Einzelveranstaltung von der Leitung handgestrickt, was ich ehrlich gesagt keine besonders sinnvolle Aufgabenverteilung finde. In der Brückenschlag-Gemeinde in Köln war das besser geregelt. Aber vielleicht kommen wir hier da auch noch hin ;-).
Insgesamt war es nach einhelligem Feedback ein sehr gelungenes und angemessenes Verabschiedungspaket: würdigend, geistlich, humorvoll und ohne Krokodilstränen.
Hier einige Fotos, die mir dankenswerterweise unsere Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung gestellt hat (Alle Fotos – auch Beitragsbild: Roberto Belloi).
Pröpstin Friederike von Kirchbach
Zum Mittagessen kam die Sonne raus
Übernächste Woche Sonntag, am 08.03.2015 wird dann im Jahresfest unser neuer Stadtmissionsdirektor, Joachim Lenz eingeführt. Zuletzt war er sechs Jahre lang der Kirchentagspastor, und als solcher bringt er sehr wichtige Netzwerk- und Organisationserfahrung mit ein. Ich kenne ihn locker schon seit vielen Jahren. Ist er doch auch Rheinischer Pfarrer. Und Christiane war mit ihm und Klaus Teschner zusammen schon mal auf einer Citiykirchen-Studienreise in London. – Aber nicht dass einer denkt, es gäbe rheinische Seilschaften. Ich bin wirklich ganz unschuldig! Freue mich aber sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm. Er hat bereits Anfang Januar hier seinen Dienst angetreten, sodass Hans-Georg Filker ihn ein Stück weit einarbeiten konnte.
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Aber auch ich habe vorige Woche noch einen neuen Posten bekommen (nicht dass ich mich bisher gelangweilt hätte). Der Präses des Gnadauer Verbandes, Michael Diener, hatte bei der Stadtmission angefragt, ob nicht einer aus dem Leitungsteam dort für den Vorstand kandidieren könne. Intern fiel das Los auf mich. Und die Mitgliederversammlung hat mich wahrhaftig mit 49 von 66 in den Vorstand gewählt. Und das obwohl ich noch nie vorher dabei war und bisher mit dem Verband auch kaum was zu tun hatte. Inzwischen habe ich ein genaueres Bild von diesem Dachverband, der im missionarisch-pietistischen Spektrum der Evangelischen Kirche angesiedelt ist.
Auf der Homepage findet sich folgende Definition:
Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband ist heute die Dachorganisation der landeskirchlichen Gemeinschaftsbewegung in Deutschland, in Österreich und in den Niederlanden. Er ist die größte freie Bewegung im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Als Dachverband ist er der Zusammenschluss der regionalen Gemeinschaftsverbände und der mit ihnen verbundenen Werke der Mission und Diakonie:
• 38 regionale Gemeinschaftsverbände,
zwei davon in Österreich, einer in den Niederlanden;
• 6 Jugendverbände;
• 11 seminaristisch-theologische Ausbildungsstätten;
• 7 Missionsgesellschaften;
• 16 Diakonissen-Mutterhäuser;
• 10 Werke mit besonderer Aufgabenstellung.
Nach der Wahl habe ich mich bei denen, die mich gewählt haben für das Vertrauen bedankt, das sie mir gegeben haben, obwohl ich ein „Newcommer“ bin. Und zu denen, die mich nicht gewählt haben, habe ich gesagt: “ Ich gebe Ihnen recht, dass Sie mich nicht gewählt haben; denn womöglich bin ich ein Kuckucks-Ei im Gnadauer Nest.“
Wobei – ich habe mich eigentlich überhaupt nicht fremd gefühlt, weiß aber, dass ich bei einigen Themen sehr viel „liberaler“ denke, als die meisten im Verband. Mal schaun, was das bedeutet.
Ich muss jedenfalls daraufhin jetzt nochmal gründlich meine Aufgabenbereiche überprüfen und ein paar Dinge ändern. Aber das wäre jetzt nach dem ersten Dreivierteljahr sowieso langsam dran gewesen.
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Im Zusammenhang mit meinem vorletzten Blog zu Tolerenz und Intoleranz möchte ich euch noch folgenden – wie ich finde mal wieder brillianten und sehr denkwürdigen – Artikel von Harald Martenstein aus dem Tagesspiegel vom 15.02.2015 zu lesen geben: