Nach einer Pause von wahrhaftig mehr als einem halben Jahr geht es endlich weiter mit meinem Blog. Danke an alle, die geduldig gewartet und in letzter Zeit mal vorsichtig nachgefragt haben. Als Grund für die Pause hatte ich angegeben, dass wir ein Buch über die Flüchtlingsarbeit schreiben. Das ist jetzt in der Tat fast fertig und wird Anfang Februar im Brunnen-Verlag erscheinen unter dem Titel „Jeder Mensch will ankommen“. Aber davon abgesehen war der Spätsommer und Herbst auch sonst so eng gepackt mit Arbeit, dass ich auch sonst nicht dazu gekommen wäre. Jetzt kommt ein bisschen Luft, und ich kann euch ein Projekt vorstellen, in das ich (im Grund seit dem Frühjahr) einiges an Energie und Kreativität hineingesteckt habe, und das wir vorgestern durchgeführt haben: Unseren zweiten Musik-Flashmob (nach dem „Gloria“ von 2014): „Halleluja im Kaufhaus“.
Diesmal hatte ich die gesamte organisatorische und künstlerische Leitung. Was einserseits schon eine große Herausforderung war: Um Ostern herum habe ich schon am Konzept und den Texten gebastelt. Im Sommer kamen dann nach und nach die Arrangements dazu. Und dann mussten natürlich Mitwirkende gefunden werden für den Chor und die verschiedenen Instrumental-„Register“. – Auf der anderen Seite waren von Ende September an bei den Proben so viele begeisterte und engagierte Sängerinnen, Sänger und verschiedenste Instrumentalisten (aus Stadtmissionsgemeinden, Einrichtungen und Freunden) dabei, dass die wiederum mich sehr beflügelt haben. So war jede der insgesamt nur sechs Proben schon ein Event, das uns allen total viel Spaß gemacht hat.
Am Wochenende vorher fehlten mir allerdings immer noch zwei Saxofonisten. (Natürlich waren alle, zu denen ich Kontakt bekam, völlig ausgebucht o.ä.) Aber mit Hilfe von Christian Bahr (danke!) konnte ich dann doch noch einen Altsaxofonisten (Moritz) und Tenorsaxofonistin (Olympia) finden, die mit Spaß, tollem Sound und ganz feinen kleinen Improvisationen das Sahnehäubchen aufsetzten.
Das Ganze haben wir dann insgesamt viermal aufgeführt, je zwei Mal in der Galeria Kaufhof am Alexenderplatz (wie schon vor zwei Jahren) und in den Wilmersdorfer Arkaden aufgeführt. Letztere haben ein eigenes Kamerateam eingesetzt und werden das wohl in kürze auch auf facebook hochladen. Die Fotos in diesem Blog hat meine Frau Christiane bei den Wilmersdorfer Auftritten am frühen Nachmittag gemacht.
Am Schluss dieses Blogs findet ihr den Link des You Tube Videos von den beiden Vormittagauftritten, das vom Artrejo-Filmteam produziert worden ist. Die Artjejo-Leute machen seit eineinhalb Jahren sehr schöne und eindruckvolle Kurzfilme von verschiedenen Arbeitszweigen der Berliner Stadtmission, die ihr alle auf der Homepage findet. Auf diese Weise haben wir inzwischen ein regelrechtes „Web-TV“ mit inzwischen 18 Kurzfilmen. Und hier nun erzählen sie zu unserem Flashmob in eine schöne kleine Rahmengeschichte.
Am Samstag habe ich dann bis 23 Uhr mit dem Artrejo-Team zusammengesessen und am Schnitt des Flashmob-Videos gearbeitet. Das Problem dabei war, dass die Bild-Aufnahmen von Cajon (Lukas) und uns drei Gitarristen (außer mir: Stefan und Timo) mit einer Go-Pro-Kamera nur beim ersten Durchgang gemacht wurden, die Tonspur allerdings vom zweiten Durchgang. Trotz stundenlangem Tüfteln wird das dem aufmerksamen musikalischen Betrachter natürlich auffallen. Aber unsere facebook-Freunde wollten das Video natürlich schon am Sonntag sehen. Und deshalb mussten wir fertig werden.
Unser Auftritt am Vormittag stand aber unter dem Eindruck einer schlimmen Tragödie, die dort gerade geschehen war: Am vorhergehenden Nachmittag hatte sich dort ein – wie die Zeitungen berichteten – mexikanischer Tourist in den Tod gestürzt. Schrecklich für ihn, aber natürlich auch für alle, die das miterleben mussten.
Kann man am nächsten Tag dann einfach so einen Auftritt machen? Nach kurzem Überlegen war klar: Gerade jetzt! Und so sah es auch der Geschäftsführer, der meinte: „Ich bin so froh, dass Sie heute hier sind. Es gibt ja keine Zufälle.“ Aber natürlich konnten wir auch nicht so tun, als sei nichts geschehen. Deshalb haben wir beim ersten Durchgang eine kurze Pause eingelegt, in der ich ein paar Gedanken gesagt habe (so laut, dass mindestens die in der Nähe Stehenden, also auch Mitarbeiter, mich hören konnten):
„Wir unterbrechen hier unsere Aktion für einen Augenblick. Und das aus einem sehr, sehr traurigen Grund:
Gestern Nachmittag hat sich hier ein Mensch in den Tod gestürzt. Was für eine Verzweiflung mag ihn dazu getrieben haben. Und wie erschütternd hat sich bewahrheitet, was wir gerade gesungen haben: Wir brauchen Sinn und Hoffnung, wir brauchen Trost und Halt. Und ganz besonders Liebe. Sonst wird das Leben kalt.
Christen vertrauen darauf, dass der Tod nicht das Ende ist, dass wir da nicht ins Bodenlose stürzen, sondern dass Gott uns dann hält. Und dass es bei ihm eine Zukunft nach dem Tod gibt, in der er alle Tränen trocknet und alle Verzweiflung heilt.
Deshalb singen wir jetzt für diesen Menschen, der gestern hier zu Tode gekommen ist. Und für alle, die mit diesem Schock fertig werden müssen. Wir wünschen jedem Verzweifelten, dass er oder sie rechtzeitig einen Gesprächspartner findet, der ihm wieder Mut zum Leben machen kann.“
Bei unserem ersten Durchgang hatten wir also die Aufgabe, die Gute Nachricht von Gottes Liebe und Nähe gerade auf diesem Hintergrund deutlich zu machen, also ureigenste Stadtmissions-Aufgabe.
Beim zweiten hat dann die adventlich frohe Botschaft auch bei uns Mitwirkenden viel deutlicher Raum greifen können.
So und nun auch Euch viel Freude beim Anschauen:
Bis ganz bald (versprochen!)
Euer Gerold Vorländer