Archiv der Kategorie: Begegnungen

Mit offenen Augen Menschen begegnen, hinschauen, vielleicht ins Gespräch kommen und jedenfalls darüber nachdenken.
Um einige solcher Beispiele geht es unter dieser Überschrift

„Freunde, dass der Mandelzweig…“

Habt ihr schon mal erlebt, wenn rund 500.000 Menschen gleichzeitig und gemeinsam eine Minute schweigen? Für mich war das der eindrucksvollste Moment an diesem Sonntagnachmittag zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern.

Mit so vielen hatten weder die Initiatoren noch die Polizei gerechnet. Und so wurden – als die gesamte Straße des 17. Juni voll war – für all die ernsten und nachdenklichen Menschen immer neue Flächen ausgewiesen: der gesamte Große Stern rund um die Siegessäule und dann füllte sich auch noch der Tiergarten. (Die von den Behörden rausgegebene Zahl von 100.000 Teilnehmern ist ein Witz. So viele waren allein am Großen Stern unter der Siegessäule)

Kein Volksfest! Sondern eine entschlossene Demonstration gegen diesen bösartigen, durch nichts zu rechtfertigenden Krieg. Alle Generationen. Viele Sprachen. Unzählige selbstgemalte, kleine und große Plakate. Und weil wir in Berlin sind, gabs natürlich auch manches Kuriose.

Unter den vielen starken Reden, denen zugehört wurde, ragte für mich die von Luisa Neubauer (Fridays for Future) heraus. Die ist ein rhetorisches Phänomen, dem man sich kaum entziehen kann: emotional und Fakten basiert, aufrüttelnd und ermutigend. Einer ihrer Kernpunkte war natürlich, der Zusammenhang zwischen versäumtem Klimaschutz und Kriegsfinanzierung durch den bedenkenlosen Import von russischem Öl und Gas (obwohl man es besser hätte wissen können). Ich hab sie zum ersten Mal live erlebt und bin beeindruckt. Auch die vorhergehende Rede von der EKG-Ratsvorsitzenden Annette Kurschuss fand ich inhaltlich und sprachlich stark („Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit von der Erde!“ https://youtu.be/f0l_MZD9SmM) . Wobei sie nicht im entferntesten so zündete. Vielleicht auch, weil in Berlin eine Kirchenvertreterin einfach nicht solche Resonanz findet.

Stark war aber in allen Reden, dass sie ausdrücklich zwischen Putin und dem russischen Volk unterschieden. Und davor warnten, sich von Gedanken des Hasses anstecken zu lassen. Immer wieder wurde auch größter Respekt vor den russischen Demonstranten ausgedrückt, die (im Unterschied zu uns) ihr Leben riskieren.

Tragisch finde ich, dass mal wieder Appeasement-Politik die Skrupellosigkeit eines Diktators völlig unterschätzt hat – und sogar seinem Narrativ von einer Nato-Bedrohung auf den Leim gegangen ist. Inzwischen sind alle seine angeblich historischen Behauptungen und Rechtfertigungen eindeutig widerlegt (z.B. in der aktuellen ZEIT: https://www.zeit.de/2022/09/wladimir-putin-russland-westen-geschichte-fernsehansprache?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F ) Aber es wird auch immer deutlicher, wie blind wir waren, und „die Verantwortung vor unserer Geschichte“ dazu geführt hat, die Gegenwart nicht wirklich ernst zu nehmen (vgl. den absolut lesenswerten Tagesspiegel-Artikel von Osteuropa-Historiker Karl Schlögel: https://plus.tagesspiegel.de/politik/osteuropa-historiker-karl-schlogel-putin-will-auch-den-westen-in-die-knie-zwingen-406693.html )

Dieser Überfall auf ein Nachbarland, so viel unsägliches und sinnloses Leid er auch noch bringen wird, wird aber zugleich der Anfang von Putins Ende sein.

Die Solidarität mit den Ukrainern (jetzt endlich, in den letzten 8 Jahren sind in der Ostukraine bereits 14.000 Menschen gestorben!) nicht nur in ganz Europa und das Umsteuern der westlichen Politik macht Hoffnung. Wer hätte noch vor wenigen Wochen die Ukraine in der „Mitte Europas“ angesiedelt?

Ob die Großdemonstration von Sonntag, ob die jetzt wieder angelaufenen vielen Friedensgebete „Erfolg“ haben werden? Ich finde, das darf nicht das Kriterium sein. Es gibt Zeiten, da darf man nicht nach Erfolg fragen, wenn es darum geht, das Richtige zu tun. Und es gibt vieles, was wir tun können, zum Beispiel auch, wenn jetzt wieder viele, viele Menschen, die vor einem menschenverachtenden Krieg fliehen, in unser Land kommen. (Wobei bekanntlich jeder Krieg menschenverachtend ist.)

Erlauben wir es Putin nicht, uns die Hoffnung zu rauben auf ein Miteinander in Frieden und Gerechtigkeit! Lassen wir seinen Hass nicht in unsere Köpfe einziehen!

„Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
bleibe mir ein Fingerzeig, dass das Leben siegt.“

Schalom Ben-Chorin, 1942!

Machtlose Helfer und ein „Haus des Friedens“

Freitagabend. Ich bin auf dem Weg zur „City-Station“ der Berliner Stadtmission, einem Restaurant für Stadtarme und Obdachlose in Wilmersdorf. Endlich will ich mal zu der Freitagsandacht, die es dort seit einem halben Jahr – statt Sonntagsgottesdienst – gibt. Das gesamte Team wurde im vorigen Jahr neu zusammengestellt und das Konzept überarbeitet. So dass jetzt soziale Arbeit und geistliches Leben von den gleichen Mitarbeitenden gestaltet werden.

Von der S-Bahn-Station Halensee sind es nur ein paar hundert Meter zu Fuß den Kurfürstendamm rauf. Plötzlich stutze ich. Da sind merkwürdige Fußspuren auf dem Bürgersteig. Ich schaue genau hin. Schock: Der Schuhabdruck jedes zweiten Schrittes zeichnet sich durch einen dicken Rand aus Blut ab. Ich ahne schon, wohin es den Verletzen gezogen hat. Und wahrhaftig: als ich in die Joachim-Friedrich-Straße einbiege, sehe ich das Blaulicht eines Rettungswagens vor der City-Station.

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Auf der Bank neben dem Eingang sitzt ein junger Mann, umgeben von Rettungssanitätern, zwei knien vor ihm und behandelnd seinen Fuß oder sein Bein. Daneben steht unsere Einrichtungsleiterin Anna-Sofie. Sie schaut besorgt, begrüßt mich kurz und wendet sich dann wieder dem Verletzten zu.Eine andere Mitarbeiterin aus dem Team klärt mich drinnen auf: Der junge Mann sei ihnen durchaus bekannt, ein polnischer Junkie, der immer mal wieder hier auftaucht. Eigentlich müsse er ins Krankenhaus.

Das Restaurant ist gut gefüllt mit Männern und Frauen, denen man ihre  prekäre Lebenssituation deutlich ansieht. Die meisten essen etwas. Es ist ziemlich ruhig. Ich nicke einigen der Gäste zu und gehe nach hinten durch in den kleinen Gottesdienstraum. Nach der Andacht wird er zum „Nachtcafé“ mit 20 Matratzen-Schlafplätzen umgebaut. Hier sitzen schon einige Gäste um einen Tisch, meist im Seniorenalter. Einer hat einen vollen Teller vor sich stehen mit warmem Kartoffelsalat („Viel zu viel Mayonaise!“) und Schnitzel. Später erzählt er mir, dass er als Kind mal Geige lernen sollte. Aber das wäre nicht seins gewesen. Ein osteuropäisches Paar spielt „Dummkopf“, ein Kartenspiel für zwei Personen.

Ich hatte vorgeschlagen, wenn sonst keiner da sei, können ich die Lieder begleiten. Und so spiele ich kurz die vorgeschlagenen Lieder auf dem Klavier durch – und kriege nach jedem Applaus!

Schließlich kommt Anna-Sofie von draußen rein. Sie sieht ziemlich mitgenommen  aus: „Unsere Andacht beginnt ein paar Minuten später“ sagt sie in die Runde, die sich inzwischen versammelt hat. Eine Frau um die 60 mit schwarz gefärbtem Haar antwortet spontan: „Aber, wir haben Zeit, Anna-Sofie! Wenn´s um Gott geht, dann kann man ja wohl Zeit haben.“ Wir gehen nochmal weiter durch in‘s Büro. Anna-Sofie berichtet: Diese Sanis wären echt toll gewesen, ganz aufmerksam und sorgfältig und zugewandt. Und sie hätten dem Junkie sehr deutlich erklärt, dass er sofort ins Krankenhaus muss. Mit dem Blutverlust und dann draußen auf der Straße: Er würde die Nacht nicht überleben! Beim Fixen hatte er sich am Schienbein die Haut komplett aufgerissen. Aber er hätte beharrlich abgelehnt. Nein, er müsse unbedingt noch was ganz Dringendes erledigen. Auch drei andere Polen, die als Übersetzer hinzugezogen wurden, waren nicht in der Lage, ihn zu überreden. Und weil seine Wunde nicht mehr suppte, blieb den Helfern nichts anderes übrig, als ihn unterschreiben zu lassen, dass er auf eigenen Wunsch nicht in Krankenhaus gebracht werde. Nichts zu machen: Erwachsen und bei einigermaßen klarem Verstand gilt schlicht das Selbstbestimmungsrecht. Machtlose Helfer!

Der Berliner Senat hat für diesen Winter die Notschlafplätze für Obdachlose erheblich aufgestockt. Und erschütternder Weise bleiben in vielen Nächten über 200 Matratzen leer.  Aus den unterschiedlichsten Gründen: Klaustrophobie, Angst vor osteuropäischen Obdachlosen, Misstrauen, Trotz, psychisch völlig durch den Wind… – Oft wird empört gefragt: Wie kann es in einem reichen Land wie unserem so viele Obdachlose geben? Die Gründe sind vielfältig. Es ist nicht nur die Wohnungsnot.

Im Gottesdienstraum  haben sich zur Andacht diesmal nur etwa 12 Menschen versammelt. Deutlich weniger als sonst. Aber auch verständlich nach einem Tag mit drei Hausverboten (jeweils mit Polizei), jemandem, der in den Eingangsbereich gekotzt hatte und dann noch dem verletzten Junkie. Da haben sich manche aus dem Staub gemacht.

Die anderen singen mit Begeisterung und so laut, als wären sie nicht 12, sondern 50: „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe!“

Die Biblische Lesung übernimmt immer einer der Gäste. Heute ist der Mann dran, der als Kind mal Geige gelernt hatte: Struppiges graues Haar und Flecken auf dem Pullover. Er liest wirklich gut und mit Verstand. Nur dass er mal eben aus den 72 Jüngern, die Jesus aussendet, 720 macht. Die sollen, laut Lukasevangelium in Häuser gehen und Frieden bringen. Wenn  jemand den Frieden nicht wolle, sollen sie einfach weggehen und den Staub von den Füßen schütteln. Hier sollte die Lesung planmäßig enden. Aber unser Lektor liest unbeirrt weiter. An seinem schelmischen Lächeln sieht man, dass er genau weiß, was er tut: Seine Lesung endet mit „Es wird Sodom erträglicher gehen an jenem Tag als dieser Stadt“.

Wiederum unbeirrt erklärt Anna-Sofie mit einfachen Worten, wie das mit dem „Frieden in ein Haus bringen“ geht. Und dann bekommen alle ein Stück Transparentpapier und Stifte, um gemeinsam ein „Kirchenfenster“ zu gestalten. Damit in Zukunft jeder, der zur Citystation kommt, sofort sehen kann: Dies ist ein Haus des Friedens. Alle malen und schreiben mit Hingabe und hochkonzentriert. Das osteuropäische Paar hat längst die Spielkarten beiseitegelegt. In den Fürbitten am Schluss kommen die auf Zetteln gesammelten Themen der Woche vor: Gebet um eine Wohnung; für eine Tochter, die krank ist; für den Frieden im Haus; für alle Helfer, die in dieser Nacht arbeiten…  Ganz nah am Leben.

Auf meinem Heimweg an diesem Abend lese ich nicht irgendetwas, wie meistens in der S-Bahn. Mein Kopf ist zu voll und mein Herz zu berührt.

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P.S.

Wie ich in den nächsten Tagen erfahre, waren mit dem bisher Erzählten die Herausforderungen des Tages noch immer nicht bewältigt: An dem Abend hat eine Dame noch einen Krampfanfall  bekommen und ein Gast hatte einen Schizophrenenschub. – Ich kann vor dem, was das Team dort leistet, nur meinen Hut ziehen.

Und:  Der junge polnische Mann hat tatsächlich überlebt. Er hat am Freitag noch seine „Geschäfte“ erledigt und ist in der Nacht in ein Krankenhaus gegangen, wo er weiter behandelt werden konnte. Also waren die Helfer doch nicht so machtlos. Gott sei Dank!

KirchenfensterFoto: Anna-Sofie Gerth

Journey to Peace – Reise zum Frieden

Ich finde, das ist ein sehr passendes Adventsthema, in diesem Jahr vielleicht noch dringlicher als zuvor. Zu wirklichem Frieden, biblisch „Schalom“, werden wir in dieser Welt immer nur unterwegs sein – bestenfalls. Im Moment sind leider viele in der anderen Richtung unterwegs.  Deshalb ist es so wichtig, wach und unbeirrt nicht mit diesem Strom zu schwimmen, sondern immer wieder zu versuchen, eine echte Alternative zu den immer schärferen Tönen und Handlungen zu gestalten. Im biblischen Leitwort der Berliner Stadtmission „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn“ dann steht da im hebräischen „Sucht den Schalom der Stadt“, d.h. sucht nach einem Frieden ohne Verlierer.

Den Titel dieses Blogs habe ich aber von der Awra Amba Community in Äthiopien, von der zu berichten ich ja noch versprochen hatte. Das will ich jetzt endlich nachholen und dann noch von ein paar aktuellen Projekten unserer Arbeit erzählen.

Kurz vor Woreta am Ostufer des Tanasees biegen wir vom Highway 22 ab, um die Kommunität zu besuchen, von der wir in dem wunderbaren Äthiopienbuch „Der Mann, der den Tod auslacht“ (Philipp Hedemann) gelesen hatten. Das Kapitel ist überschrieben mit „Der Philosoph mit der Badehaube“.

Gemeint ist Zumru Nuru, der Gründer und Leiter einer Kommunität, die ihren Sitz in diesem Dorf hat, aber inzwischen Mitglieder in ganz Äthiopien und manchen anderen Teil der Welt zählt. Er ist laut Philipp Hedemann „einer der wenigen Atheisten Äthiopiens und der wohl bekannteste Ungläubige seines Landes.“ Wobei ich mir da gar nicht so sicher bin, ob das voll zutrifft. Aber in der Lebensgemeinschaft, die er aufgebaut hat, spielt Religion keine Rolle. Weshalb, versuche ich gleich zu erklären.

Wir werden von einigen Mitarbeitenden freundlich empfangen und ins Gemeinschaftshaus geführt. Ja, man würde mal fragen, ob sich Zumra Zeit für uns nehme. Bis dahin sollten wir uns ein wenig umschauen. An den Wänden hängen handschriftliche Plakate mit den Kerngedanken Zumras. Ganz schlichte, weisheitliche Sätze, die aber erhebliche Konsequenzen haben, wenn man sie umsetzt. (Siehe Titelbild)

Nach einiger Zeit tritt er würdevoll in den Gemeinschaftsraum und setzt sich auf die einfache Bank uns gegenüber. Und wahrhaftig: Bei seiner merkwürdigen knatschgrünen Kopfbedenkung kann man nicht anders als an Badekappe denken. Sein junger Assistent, der uns vorher schon ein paar Dinge erklärt hat, fungiert jetzt als Übersetzer. Denn Zumra spricht kein Englisch. Er hat auch nie Lesen und Schreiben gelernt. Aber er war wohl schon als Kind das, was wir „emotional hochbegabt“ nennen würden. Mit vier begann er Fragen zu stellen, die seine Familie und sein Dorf völlig irritierten: Warum wird meine Mutter so behandelt, als sein sie weniger wert als mein Vater? Warum dürfen wir von Muslimen kein Rindfleisch kaufen? Haben Kinder keine Rechte?  Muss man Menschen, die zu alt oder schwach zum Arbeiten sind, nicht helfen? Usw.

Als Jugendlicher machte er dann jede Menge Vorschläge, wie man das Leben im Dorf ändern müsste, woraufhin man ihn schlicht für geistesgestört erklärte. Aber er kam von diesen Gedanken nicht los. Und irgendwann über verschiedene schwierige Stationen fand er Menschen, die sich von diesen Gedanken anstecken ließen und bereit waren, sich mit auf die Reise zum Frieden zu machen.

 

Im Kern geht es um 5 Prinzipien:

  1. Gleiche Rechte für Frauen respektieren.
  2. Gleiche Rechte für Kinder respektieren.
  3. Menschen, die zu alt oder schwach zum Arbeiten sind, helfen.
  4. Schlechtes Reden und Handeln vermeiden, statt dessen Zusammenarbeit, Frieden, Liebe und gute Taten üben.
  5. Alle Menschen, ungeachtet ihrer Unterschiede, als Brüder und Schwestern annehmen.

Später werden wir noch durchs Dorf geführt und sehen wie diese Gedanken ganz konkret umgesetzt werden: in Kindergarten und Schule, Werkstätten und betreutem Wohnen für Alte und Schwache oder auch dem selbstentwickelten Holz-sparenden Herd bzw. Backofen. Alles ganz schlicht, aber sauber und funktional.

Auf den ersten Blick wirkt die Kommunität kommunistisch, ist sie aber nicht. Jeder, der kann, arbeitet für sein eigenes Einkommen und hat Privatbesitz. Aber der Erlös von einem Tag in der Woche (also nicht „der Zehnte“, sondern „der Siebte“) ist für die Gemeinschaft und besonders für die Schwachen.

Dazu kommen, wie wir erfahren, klare Methoden zur Partizipation aller an Entscheidungen und gewaltfreien Konfliktlösungen. In diesem Sinne ist Zumra kein Guru, obwohl er auf uns schon so wirkt. Auch wenn sein Wort sicher ein besonderes Gewicht hat, hat er nicht mehr zu sagen, als andere. Reise zum Frieden eben.

Das Ganze verzichtet aber bewusst auf irgendeinen religiösen Überbau.  Zumra erklärt uns: „Falls es ein Leben nach dem Tod gibt, kannst du das aber nicht überprüfen („double check“). So tun wir einfach unser Bestes, ein Stück Paradies vor dem Tod zu leben.“

Im Äthiopischen Kontext hat diese Aussage eine völlig andere Bedeutung, als bei uns. Denn am Horn von Afrika sind im Grunde alle Menschen religiös und glauben an irgendeinen Gott. Und wenn es sich um orthodoxe Christen handelt, dann ist das ganze Leben geprägt durch unendlich viele Regeln, die zu erfüllen sind, 170 Fastentage im Jahr, viele Heilgentage, an denen nicht gearbeitet wird. Hochzeiten und Beerdigungen müssen tagelang gefeiert werden, womit sich die Familien finanziell oft hoffnungslos übernehmen. Das alles ist in der Afra Amba Community extrem reduziert. Auch der Sonntag ist nicht prinzipiell frei. Wobei es jedem freisteht, sich dann auch mal freizunehmen und sowieso auch persönlich religiös zu sein. Offenbar hat Zumra zu oft erlebt, dass gerade auch die christliche Religion die Menschen in Äthiopien davon abhält, die Probleme des Landes konsequent anzupacken.

Zurück nach Deutschland:

Bei der Berliner Stadtmission packen wir weiterhin Probleme konsequent an –  und erleben den christlichen Glauben und besonders das (gemeinsame) Gebet als wesentliche Kraftquelle in all den Herausforderungen. Vor einigen Wochen haben wir z.B. – vom Senat finanziert – eine Clearingstelle für Menschen ohne Krankenversicherung eröffnet. Wie groß dieses Fass ist, hat aber im Vorfeld keiner geahnt: Welche Beträge bisher Krankenhäuser nicht bezahlt kamen und welche Menschen, obwohl sie einen Rechtsanspruch haben, in unserem Land aus irgendwelchen Gründen aus der Versicherung herausgefallen sind!

Um auf die Situation von Obdachlosen aufmerksam zu machen, haben Christoph von Weiztel (Bariton), Uwe Packusch (Klavier) und ich (Sprecher) vor zwei Wochen die „Oper für Obdach“ erneut aufgeführt, diesmal  in München im Hauptbahnhof. (Vgl.mein Blog vom November 2017) Technische Probleme führten in München leider dazu, dass wir nur zwei von vier geplanten Auftritten machen konnten. Trotzdem war das Zuschauer- und Presseecho enorm. Nicht nur, weil es solch eine Performance im Münchener Hauptbahnhof überhaupt noch nie gegeben hat. Auch hier wurde wieder die Kombination von inszenierten Schubert-Liedern (Winterreise) mit Bibeltexten als besonders intensiv erlebt.

Am Samstag (8.12.) gestalte mich mit vier anderen zusammen etwas Neues im Öffentlichen Raum: „First Christmas“ – musikalisch-szenische Weihnachtsperformance auf der Bühne im „Ringcenter“ an der Frankfurter Allee, Berlin Friedrichhain (15.30 und 17.30). Wir sind sehr gespannt, wie das gelingt, und welches Echo das haben wird.

Auf dem Weg zum Frieden waren für mich aber auch die Konzerte mit dem Weihnachtsoratorium in der St. Lukaskirche, bei denen ich eine geistliche Werkeinführung gegeben habe.

 

Und auch: Das Adventskonzert der Stabsmusikkorps der Bundeswehr gestern Abend im Berliner Dom. Ich war geladener Gast, weil die Hälfte der Spenden am Ausgang für die Berliner Stadtmission bestimmt waren. (Am 20. Februar gibt das Stabsmusikkorps in der Universität der Künste ein Benefizkonzert komplett für die Stadtmission, konkret für das neue „Zentrum am Zoo“ mit Beratungsangeboten und Bildungsprogrammen.)

Ich habe die adventliche Musik (von „Es kommt ein Schiff geladen“ bis zur Nussknackersuite) dieses phantastischen symphonischen Blasorchesters genauso genossen wie die einfühlsamen und durchaus geistlichen Zwischenmoderationen des Chefdirigenten. Am Schluss wurde gemeinsam gesungen „Komm, o mein Heiland Jesus Christ, meins Herzens Tür dir offen ist…“

Ganz ehrlich, so faszinierend, wie der Weg zum Frieden von der Afra Amba Community gestaltet wird, – ich möchte ihn nicht ohne die Weihnachtsbotschaft gehen müssen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch eine gesegnete und friedensfördernde Advents- und Weihnachtszeit.

 

Äthiopien – Reise zwischen Faszination und Irritation III.

In meinem 3. Blog zur Reise durch Äthiopien möchte ich wie versprochen vor allem von den Felsen-Kirchen im Norden und vom religiösen Leben der äthiopisch-orthodoxen  Kirche erzählen.

Wir hatten das Glück, mit „Andy“ (sein äthiopischer Name ist etwas komplizierter) einen persönlichen Guide bei unserer Reise durch den Norden zu haben, der nicht nur zehn Jahre in Deutschland gelebt hat und vorzüglich deutsch spricht, sondern  profunde Kenntnisse der Theologiegeschichte und der religiösen Praxis hat – und zwar nicht nur als Reiseführer, sondern auch aus persönlicher Glaubensüberzeugung. So bekamen wir einen Zugang zu dieser sehr archaischen Form des christlichen Glaubens. Aber dazu später mehr.

Denn zunächst mal begann unsere erste Begegnung mit der äthiopisch-orthodoxen Kirche alles andere als erfreulich. Wir waren zwar schon darauf vorbereitet worden, aber trotzdem erstmal fassungslos, als in Addis Abeba um 4 Uhr nachts! die „Stadtteil-Beschallung“  von einer Kirche in der Nähe losging: Über verzerrende Megaphon-ähnliche Lautsprecher wird ein Singsang übertragen, wie wir ihn noch nie gehört haben. Das erinnert entfernt an den Ruf eines Muezzin, wirkt irgendwie improvisiert, ein bisschen pentatonisch, aber vor allem schief. Und  zwar stundenlang! Einen Tag später in Gondar erleben wir dasselbe nochmal gesteigert. Es ist nämlich Sonntag und dazu noch eins der vielen Marienfeste. Ich schreibe in mein Tagebuch: „Ohropax rein und die akustischen Reste, die immer noch durchdringen, als Form von Meditation zu integrieren suchen.“ Aber an Tiefschlaf ist nicht zu denken. Im Laufe der nächsten Stunden ergänzen etliche weitere Stimmen den Vorsänger zu einer unbeschreiblichen Kakophonie, über die man nur Lachen oder Weinen kann. Zu Beginn des Frühstücks auf dem Dachgarten gegen 7.30 Uhr gesellen sich zwei weitere Kirchen in der Umgebung mit ähnlichen Klängen hinzu. Beim dritten Kaffee um 8.00 Uhr haben alle liturgisch gleichgezogen: Auf eine im Singsang vorgetragene Liturgie folgt eine höchst afrikanisch-engagiert vorgetragene Predigt. Das heißt drei Predigten aus drei Richtungen gleichzeitig.“

Über den Gesang lernen wir später, dass Äthiopien 2018- (700)ausschnittdas keinesfalls irgendwie improvisiert ist, sondern eine Wissenschaft für sich, nach den musikalischen Zeichen des heiligen Yared aus dem 6./7. Jahrhundert die heiligen Texte präzise zu rezitieren. Das ist Aufgabe der Kirchensänger (däbtäras) und erfordert eine jahrelange Ausbildung.

Nach dem Frühstück besuchen wir eine Kirche, in einem historischen Park gelegen.

Blog 57-24

Inzwischen hat – wie wir erfahren – die Eucharistie stattgefunden. Das ist der einzige Teil, zu dem die Gottesdienstteilnehmer in die Rundkirche hinein dürfen, genauer gesagt, in den äußeren Umgang der Kirche („Quene Mahlet“ genannt), Männer und Frauen natürlich durch zwei verschiedene Türen. In das Zentrum der typischen Rundkirche (siehe auch Titelbild) dürfen nur die Priester eintreten. Dort im Allerheiligsten („Queddus Qeddusan“) steht grundsätzlich eine Nachbildung der Bundeslade einschließlich Gesetztestafeln . – Ihr erinnert euch vielleicht an den Geschichtsüberblick  in meinem ersten Äthiopien-Blog, dass der erste König Melenik I. nach seinem „Praktikum“ bei König Salomo in Jerusalem die Bundeslade entwendet mit nach Äthiopien genommen hat. Nicht nur deshalb spielt die Verbindung zu Israel und Jerusalem eine ganz enorme Rolle in der äthiopischen Kirche. Sie hat übrigens mit den uns bekannten byzantinisch-orthodoxen (also osteuropäischen) Kirchen kaum etwas gemeinsam, sondern gehört mit den Kopten  (naher Osten) und Nestorinanern (Indien) zu den (orientalischen) Kirchen, die den Mehrheitsweg bei den altkirchlichen Konzilien im 3. und 4. Jahrhundert nicht mitgegangen sind und entsprechend ausgeschlossen wurden. (Es ging damals um die Frage, wie göttliche und menschliche „Natur“ in Jesus Christus miteinander verbunden sind. Ich erspar euch hier die Einzelheiten, die uns Andy aber wie gesagt mit enormer theologischer Kenntnis präzise referierte.)

Typisch für die äthiopisch-orthodoxe Kirche ist auch, wie wichtig ihnen die Trinität, also die göttliche Dreieinigkeit ist. Hier eine Ikone, die man in dieser Art ganz häufig findet: Drei alte Männer! Hä? – Die Bedeutung ist folgende: Damit soll dargestellt werden, dass Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist gleich alt sind, also gleich ursprünglich. Wenn ihr das Bild anklickt und vergößert, seht ihr, dass alle drei ein Straußenei in der Hand haben. Das hat folgende Bewandtnis: Strauße brüten ihre Eier nicht aus, indem sie sich draufsetzten, sondern lassen das die Sonne machen. Aber die Straußeneltern halten sich immer in Sichtweite auf und bewachen das Ei – zwar aus dem Abstand, aber sehr aufmerksam. So achtet Gott aus dem Abstand auf jeden einzelnen Menschen und bewacht ihn.

Nachgebildete Straußeneier findet man auch auf dem Dach der Kirchen, und zwar 7 an der Zahl als Symbol für die 3 himmlischen und 4 irdischen Wunder beim Tod Jesu .

Inzwischen geht der Gottesdienst draußen erkennbar fröhlich weiter, mit Gesängen, die sich fast wie Lieder anhören, Gebeten und – wie es scheint – nochmal Kurzansprachen des Priesters. Zum fröhlichen Erscheinungsbild gehört jedenfalls auch, dass sich Frauen wie Männer zum Gottesdienstbesuch in weiße Tücher hüllen. Das verändert dann auch an den Sonn- und vielen Feiertagen das Straßenbild deutlich.

Die Zahlen zur Religionszugehörigkeit differieren erheblich. http://www.aethiopien.de macht folgende Angaben: „Äthiopier sind überwiegend tief gläubig. Fast 90 Prozent gehören verschiedenen Glaubensgemeinschaften an. Die Religionszugehörigkeit ist so unterschiedlich wie die ethnische Zusammensetzung. Die beiden großen Glaubensgemeinschaften bilden äthiopisch-orthodoxe Christen (43 %Blog 57-26) sowie sunnitische (34 %) Muslime. Daneben gibt es verschiedene äthiopisch-evangelische Christen (immerhin ca. 10%), Katholiken, Anhänger von Naturreligionen sowie Juden.“ Traditionell haben die drei abrahamitischen Religionen in Äthiopien ein sehr gutes und friedliches Verhältnis zueinander.  Wie ich an anderer Stelle hörte, wird diese friedliche Balance leider seit einigen Jahren durch viel Geld aus Saudi Arabien gefährdet …

Aber zurück zu den äthiopisch-orthodoxen Christen:

Die Priester sind hoch angesehen, denn sie tragen die Verantwortung für die Seelen der Gläubigen, wie Andy uns erklärt. Jeder Gläubige sollte einen „Seelenvater“ haben, dem er seine Sünden bekennt und der ihm Bußübungen auferlegt, um ihn (oder sie) wieder auf den rechten Blog 57-31Weg zu führen. Wir beobachten, wie Priester im Umfeld von Kirchen herumgehen, Menschen segnen und sie ihr Kreuz küssen lassen. An anderer Stelle sehen wir aber auch, wie ein Priester am Rand einer Baustelle eine alte, gebrechliche Frau an die Hand nimmt und sie über einen engen und sehr unsicheren („Bürger“-)Steig geleitet.

Insgesamt ist der äthiopisch-orthodoxe Glaube aber sehr stark von der Einhaltung vieler unterschiedlicher Regeln bestimmt, die den ganzen Alltag durchziehen. Für einen Protestanten wie mich ist das doch sehr fremd, um nicht zu sagen fragwürdig, dass dort sehr klar ist: Deine Chancen auf den Himmel hängen komplett davon ab, wie weit du die Vorschriften einhältst (Fasten, Feiertage, Bußübungen, Gebete, Heiligenverehrung usw.). Irgendwann hab ich natürlich dann auch mal vorsichtig erzählt, dass wir das ein wenig anders sehen. Dass wir glauben, Jesus hat alles Nötige getan, damit wir in der Beziehung zu Gott einfach ihm vertrauen dürfen, uns nicht mehr Sorgen machen müssen, ob das mit Gott wohl klappt. Und deshalb alle Kraft hineinstecken können, die Welt etwas mehr in seinem Sinne zu gestalten. – Er erzählte dann aber auch – was mich wiederum positiv überraschte -, dass es durchaus üblich ist, eine eigene Bibel zu haben und darin zu lesen. Wir hatten jedenfalls den Eindruck, dass Andy sich nach seiner Rückkehr aus Deutschland sehr bewusst wieder auf die Religiosität seiner Heimat, also seines Kontextes eingelassen hat. Und das – finde ich – verdient Respekt.

Wenn jemand privat oder als Gruppe nach Äthiopien reisen will und dabei wirklich fundiert das kirchliche Leben kennenlernen möchte, dann können wir euch „Andy“ nur aufs Allerwärmste empfehlen (und auf Anfrage den Kontakt herstellen).

Jetzt hab ich schon soviel von diesem wunderbaren Guide erzählt. Nun endlich auch ein Foto, aufgenommen in der berühmten Stadt der Felsenkirchen: Lalibela.

Und damit kommen wir auch endlich zu diesen berühmten und einzigartigen Baudenkmälern aus dem 12.  und 13. Jahrhundert, dem Höhepunkt einer langen Tradition des Felsenkirchenbaus.

Lalibela, zweitälteste Königsstadt als Sitz der Zagwe-Dynastie (914-1268) liegt in etwa 2500 m Höhe auf einer Bergschulter des 4260 m  hohen Abuna Yosef. Es bekam eine zweite, nämlich religiös-symbolische Bedeutung, als nach dem Ende des „christlichen“ Kreuzfahrer-Königreichs Jerusalem 1187 der Sultan dort wieder die Oberherrschaft innehatte und die Reisewege nach Jerusalem blockierte. Für äthiopisch-orthodoxe Christen war (und ist) aber die Pilgerreise nach Jerusalem einmal im Leben in etwa das, was der Hadsch (Reise nach Mekka) für Muslime bedeutet.  Deshalb ließ König Lalibela (1167-1207) seinen Regierungssitz als symbolisches Jerusalem und somit heiligste Stadt in Äthiopien ausbauen. (Ihm zu Ehren wurde die Stadt umbenannt, und er selbst zu einem äthiopischen Heiligen.)

In der Stadt wurden außer den Felsenkirchen symbolisch heilige Orte aus Israel wiedererrichtet: Das Jordantal als ein tiefer Graben zwischen zwei Kirchen, der Berg der Verklärung und der Tabor in Form von zwei steilen Hügeln und sogar drei leere Grabstellen im Boden der größten Felsenkirche (Kirche des Erlösers)  als die Gräber von Abraham, Isaak und Jakob. Auch den schmalen Weg ins Himmelreich findet man hier (wo man rechts ins Wasser und links ins Feuer abstürzen kann) sowie das berühmte Nadelöhr, durch das kein Reicher hindurch passt.

       

Wie auch an anderen Pilgerorten der Welt mischt sich viel schlichte Volksreligiosität darunter, sodass wir uns schon immer wieder fragen, ob das wirklich die gleiche Religion ist wie die unsrige. (Wobei: Wenn man am Wallfahrtsort „Maria im Walde“ im östereichischen Stubeital die spanischen Pilger beobachtet, kommt einem die gleiche Frage.)

In Äthiopien spielt z.B. (ähnlich wie in muslimischer Volksfrömmigkeit) die Angst vor dem Bösen Blick eine große Rolle. Deshalb werden böse Menschen auf Gemälden immer nur im Profil dargestellt, wie hier der Pharao, der mit seinem Heer im Schilfmeer untergeht. Im Profil sieht man ja nur ein Auge; und dann „funktionert“ der böse Blick nicht.

Dass es sich doch um die gleiche Religion handelt, zeigen aber die vielen biblischen Geschichten, die bildlich dargestellt werden, wie hier im Kloster „Ura Kidanemihret“ auf einer Halbinsel im Tanasee (Andy hat uns dort einer fröhlichen Bibelkundeprüfung unterzogen):

Die Felsenkirchen selbst sind architektonische Wunderwerke, weil sie nicht etwa in Höhlen gebaut worden sind, sondern komplett aus massivem Sandstein herausgekratzt und -gestemmt wurden:

Zunächst ein 10 – 12 Meter tiefer rechteckiger Graben, sodass ein Steinklotz in der Mitte übrig bleibt. Und dann in diesen Quader hinein Türen gehauen und Stück für Stück der Innenraum, die Fenster, ja sogar die Verzierungen herausgemeißelt und den Schutt hinausgetragen. (Das gelang deshalb in erstaunlich kurzer Zeit, weil nachts – wie die Heinzelmännchen von Köln – Engel kamen und bei der Arbeit halfen.)

      

Aber dann erst mal die Raumwirkung, wenn man sich hineinbegibt! Besser als in dem lesenswerten Reiseführer zu Äthiopien (aus dem Reise-Know-How-Verlag, S. 170) kann ich’s auch nicht formulieren: „Wir können zwar die Kirchen aufzählen, beschreiben aber lässt sich der unglaubliche Eindruck kaum, den dieses Labyrinth aus Stein und Höhlen, Licht, Schatten, unförmigen Gängen und wunderbar klaren Formen hinterlässt, dazu noch mittelalterlich anmutende Priester, die ihre Kreuze präsentieren, verhutzelte Mönche und neugierige Kinder. Lalibela muss man gesehen und erlebt haben.“

Blog 57-11

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

    

Mit dieser faszinierenden Sicht auf die als letzte gebaute Kirche „Bete Gyorgis“ (zu Ehren des Heiligen Georg, der sich im Traum bei König Lalibela beschwert hatte, das ihm noch keine Kirche errichtet worden sei), will ich den dritten Teil meines Reiseberichtes beenden. Ihr ahnt wahrscheinlich, dass ich noch viele Legenden erzählen, Eindrücke schildern und Hintergründe darstellen könnte. Aber Ihr müsst das ja auch alles lesen… 😉

Auf jeden Fall muss ich euch noch von der Afra Amba Community berichten. Aber das folgt dann irgendwann in den nächsten Wochen im IV. Teil.

Äthiopien – Reise zwischen Faszination und Irritation II.

Wenn wir ein neues Land bereisen, möchten wir immer auch die Menschen kennenlernen, die gesellschaftliche Situation und Lebensweise, die Hoffnungen und Ängste, die Herausforderungen und Lösungsansätze.

So war es für uns ausgesprochen schön und hilfreich, dass unsere Gastgeber ihre Beobachtungen und Erfahrungen mit uns geteilt haben. Die Art und Weise, wie sie aufmerksam und wertschätzend mit ihren Hausangestellten und mit den Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft umgehen (ihr Haus steht mitten in einem Stadtteil aus Wellblechhütten), hat uns beeindruckt. Und die Ungezwungenheit der Begegnungen hat uns die Unsicherheit genommen.

Blick über die Gartenmauer auf Straßenbaustelle und Nachbarschaft

Danach hatten wir für die zwei Tage in den Semien Mountains und dann für die weitere Reise zu den historischen Städten im Norden jeweils einen wunderbaren Guide, der uns auch wiederum sehr persönlich sein Land vorgestellt hat: Sammy in den Bergen, nicht nur ein guter Wanderführer sondern mit seinem kleinen Team im Outback ein aufmerksamer „Dienstleister“ (Fotos)

Blog 56-57

Dreigängemenü mit Gaskochern – und in voller Koch-Montur auf 3200 m Höhe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Danach hat uns Andy (mit einem Fahrer) bei der Rundreise durch die historischen Städte des Nordens geführt. Besonders bewegt hat uns, wie Andy, der lange in Leipzig gelebt hat, uns auch durch sein persönliches Zeugnis den äthiopisch- orthodoxen Glauben nahegebracht hat. (Auch wenn uns vieles an dieser sehr archaischen Form des Christentums mehr irritiert als überzeugt hat.)

Aber natürlich wollten wir nicht nur touristische Höhepunkte besuchen, sondern auch verschiedene Hilfswerke kennenlernen. Es gibt davon so viele in Äthiopien, dass wir nur eine kleine Auswahl in Addis Abeba besuchen konnten.

Das war zunächst die „Addis Ababa Leprosy Victims Rehabilitation Association“ (Siehe Titelbild). Dort leben und arbeiten Menschen, die von ihrer Leprakrankheit geheilt sind, aber nicht mehr in ihre Dörfer und Familien zurück können (oder wollen). Hier in der Webwerkstatt wird Baumwolle gesponnen, daraus wunderschöne Tüchern gewebt und zum Teil bestickt.

 

Natürlich haben wir uns hier einen Tischläufer gekauft, auf dem jetzt zu Hause weitere Souvenirs stehen.

 

Als nächstes besuchten wir ein ganz spannendes, von Schweizern gegründetes Projekt:

Addis Guzo Wheelchair Center“. Addis Guzo heißt auf amharisch „Neue Reise“ oder „neue Fahrt“.

Dieses Projekt kümmert sich auf zweifache Weise um Menschen, die z.B. durch einen Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Zum einen ist hier ein kleines Rehazentrum, dass ihnen hilft, mit der Behinderung umzugehen. Zum anderen werden in einer kleinen, feinen Werkstatt ausrangierte Rollstühle oder Rollstuhlteile aus der Schweiz oder Deutschland neu und funktionsgerecht zusammengebaut. Seit der Gründung im Jahr 2010 haben sie dort 2000 Rollstühle zusammengebaut und 4000 repariert. Das ist kostengünstig und schafft Arbeitsplätze.

Eine Gruppe von 8 jungen Erwachsenen spielt im Innenhof auf dem Hartplatz höchst engagiert Rollstuhl-Basketball in schnittigen, tiefergelegten Sport-Rollstühlen.

Nicht besucht, aber ganz oft gehört haben wir von dem von Karl-Heinz Böhm aufgebauten Hilfswerk „Menschen für Menschen“, von dem inzwischen über fünf Millionen Äthiopierinnen und Äthiopier in zwölf aktiven und acht bereits abgeschlossenen Projektgebieten profitieren: Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit, Einkommen, Nothilfe sind die Arbeitsfelder, in denen die Organisation arbeitet.

Nun, weiter zur „German Church School“:

Vor 45 Jahren wurde diese Einrichtung von der deutschen evangelischen Gemeinde gegründet, die ihre Kirche mitten in einem ziemlich armen Viertel von Addis Abeba hat.

   

Dort treffen wir uns mit dem Pfarrer und weiteren Interessierten aus Deutschland.

 

Blick von der Schulterasse auf den Stadtteil

Gleich dahinter ist das Gelände der Schule, eine Hilfseinrichtung, wie sie im Buche steht. Denn das ist nicht die deutsche Schule für Diplomatenkinder, sondern eine Förderschule für Kinder der allerärmsten Familien aus der Umgebung sowie eine begrenzte Zahl von blinden, körper- oder geistig behinderten Kindern.

Dabei kommt aus jeder Familien immer nur ein Kind zum Zuge. Das klingt zunächst hart, wird aber sofort plausibel durch das Sozialarbeiter-Konzept der Schule.  Denn über das eine Kind erhält die ganze Familie Förderung, d.h. Sozial- und Gesundheitsberatung, punktuell auch medizinische und sogar finanzielle Unterstützung.

Die Eingliederung der Blinden (die in jeder Hinsicht bei Null anfangen) ist sehr durchdacht und methodisch ausgefeilt, sodass jedes Kind seinen eigenen Lernweg gehen kann.

Bei der 45-jährigen Jubiläumsveranstaltung im Frühjahr hatte ein ehemaliger Schüler die Festrede gehalten, der als Blinder inzwischen Rechtsanwalt ist, Familie gegründet hat und nun neue Schüler fördert. Wie mutmachend!

Als höchstes Ziel nennt der Schuldirektor: „Unsere Kinder sollen selbstbewusst werden.“

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Interessante Sprüche an der Pinnwand des leitenen Sozialarbeites

 

 

 

Lustig ist dann unser Klassenbesuch im Matheunterricht, wo die Schüler, die auch Deutsch lernen, sich wirklich trauen, uns auf unserer Sprache ein paar einfache Fragen zu stellen.

Die Schule bekommt keine Förderung vom Staat. Dringend müsste sie erweitert werden, aber leider ist der Kauf des Nachbargrundstücks im Moment noch blockiert. Schade, denn die pädagogische Arbeit ist wirklich absolut brilliant.

 

Apropos pädagogische Arbeit. Zum Schluss kurz zurück nach Berlin.

Denn nach drei Jahren Planungen, Fördermittelaquise, Kalkulationen, Planungsänderungen (weil inzwischen die Baukosten um 30 % gestiegen sind) konnten wir ab Donnerstag endlich die Grundsteinlegung für KiTa, Familien- und Gemeindezentrum in Lichtenberg feiern. Ein Großprojekt, das vor allem mein Kollege für den Bildungsbereich, Andreas Schlamm, vorangebracht hat, während ich im Hintergrund die Gemeinde ermutigt habe, sich auf diesen höchst innovativen Weg zu begeben.

(In ein paar Wochen wird es noch einen 3. Äthiopien-Blog geben. Dann über die Felsenkirchen im Norden und die Afra Amba Community.)

Äthiopien – Reise zwischen Faszination und Irritation I.

Viel ist geschehen seit meinem letzten Blog. So viel, dass ich mal wieder monatelang nicht zum Schreiben gekommen bin. Einen aktuellen Bericht über mein Arbeitsfeld bei der Berliner Stadtmission habe ich überschrieben mit „Jahr der Innovationen“. Und bevor ich von unserer Äthiopienreise berichte, möchte ich stichtwortartig die neuen Projekte und sonstigen Innovationen aufzählen, die seit letzem Sommer allein im Bereich Mission auf den Weg gebracht worden sind:

  1. Gründung der Iranischen Gemeinde

    2017-09-09 16.18.36

    Überreichung der Gründungsurkunde durch Stadtmissionsdirektor J.Lenz

    am 9.9.2017 (mit inzwischen bis zu 70 Teilnehmenden, davon in den letzten drei Jahren fast 30 ehemalige Muslime getauft.)

  2. Missionarische Bildungsarbeit mit benachteiligten Kids im Gesundbrunnenkiez (Gemeinde Wedding, Stettinerstraße) mit der Theologin und Tanz- und Theaterpädagogin Rebecca Aßmann. Gleichzeitig Wiederaufnahme einer überregionalen Netzwerkarbeit „Winterspielplatz“ (eine geschützte Wortmarke der Berliener Stadtmission).
  3. Einführung der neuen Gemeindeordnung zum 1.1.2018 (zur Erprobung) mit 5 verschiedenen Gemeindeformen und gestufter Zugehörigkeit.
  4. Umwandlung der Gemeinde Wilmersdorf zu einer „Einrichtungsgemeinde“ der Citystation zum 1.1.2018, d.h. die geistliche Arbeit ist integraler Bestandteil der Einrichtung. An einer gesamten Neukonzeption des Standortes wird weiterhin fachbereichsübergreifend gearbeitet.
  5. Friedrichshagen: Kauf des angrenzenden Grundstücks. Erste Konzeptionsüberlegungen für einen Neubau: Geistliches Zentrum für Einkehrtage u.ä. und neue Wohneinheiten für Eingliederungshilfe.
  6. Umwandlung des Studentenwohnheims in der Lehrterstr. in „Junges Wohnen“ für Studierende und Azubis als Wohngemeinschaft mit gemeinsamem geistlichen Leben, durch Mentoren begleitet. IMG_20180608_162714_resized_20180623_013423126(In Verbindung damit: Das von Simon Klaas selbst gebaute Tinyhouse „Tabernakle“ im Innenhof als Communityprojekt und Gestaltungsraum, zusammen mit „water 2 wine“)
  7. zeit.laden: Lichtenberg (Friedrichsfelde, Sewanstraße), Anmietung eines Ladenlokals für familienorientierte Nachbarschaftsarbeit (im Vorfeld des Familienzentrums in der Archenholdstraße) zum 1.1.2018. Konzeptionsentwicklung einer offenen Lebensberatungsstelle. Kombination beider Projekte an dem einem Standort als „zeit.laden“. Eröffnung am 17.5.2018 mit hochrangigen Vertretern aus dem Bezirk. Die Leitung hat Stadtmissionar Pfr. Ole Jaeckel-Engler, ausgebildeter Psychotherapeut und Supervisor.
  8. „Geistliche Präsenz in der Heidestraße“: Gemeinsame Planungen mit der Ev. Gemeinde Tiergarten, um im Neubaugebiet nördlich des Hauptbahnhofes (mit 3800 neuen Wohnungen) früh einen „Fuß in die Tür“ zu bekommen für ein Projekt zur Communityentwicklung, Einsamkeitsüberwindung und geistlichen Angeboten.
  9. Wohnungslosenseelsorge: Nach jahrelangem Suchen haben wir mit Helga Stamm-Berg endlich eine geeignete Person für diese Aufgabe in verschiedenen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gefunden, die ihre Arbeit sehr strukturiert und engagiert angeht.
  10. 140 Jahre Gemeinde Frankfurter Allee (Friedrichshain). Das klingt nur nach Jubiläum und nicht nach Innovation. Aber in den letzten zwei Jahren hat sich die Gemeinde für Nachbarschaft und Kiez interessiert und geöffnet in einer Art und Weise, die zu rasanter Neubelebung und missionarischer Entwicklung geführt hat. Wir sind gerade dabei, finanziert durch unsere Innovationsbudget zusätzliches Personal einzustellen, um die wachsende Gemeinwesenarbeit besonders mit Kindern bzw. Familien  überhaupt stemmen zu können.
  11. Refugio: Das Refugio (gemeinsames Wohnen von Geflüchteten und Einheimischen u.v.m.) ist offiziell zum 1.6.2018 vom Bereich Mission in den Bereich Diakonie gewechselt (was Budget, Personalverantwortung und strategische Entwicklung angeht). Weitere Fachkompetenz aus dem Bereich Begegnung engagiert sich in der Weiterentwicklung von Café und Tagungsbereich. Ich bleibe beratend insbesondere für die geistliche Entwicklung und Kooperation mit dem Kreuzbergprojekt beteiligt (aber eben ab jetzt ohne den Hut aufzuhaben). Das ist eine wirkliche Erleichterung für mich, nachdem ich in den zurückliegenden drei Jahren sehr viel Zeit und Kraft dort hineingesteckt habe. Wir hoffen, dass die breite Fachkompetenz das Refugio als einen Leuchtturm der Stadtmission nochmal wirklich voranbringt.

So, aber jetzt ab nach Äthiopien. Wobei auch diese Reise einen Stadtmissions-Hintergrund hat. Denn eingeladen wurden wir vom derzeitigen Gesandten (also stellvertretenden Botschafter) der Bundesrepublik in Addis Abeba, Matthias Schauer und seiner Frau Katharina, die vorher ehrenamtlich bei der Stadtmission im Trägerkreis der „Frühschicht“ engagiert waren (dem Gesprächsfrühstück für Ministerialbeamte und Menschen aus ähnlichen Arbeitsfeldern).

In einem faszinierenden Land mit sehr freundlichen und zugleich stolzen Menschen sind wir da gelandet. Im einzigen afrikanische Land, das nie kolonialisiert worden ist (abgesehen von einigen Jahren italienischer Besetzung während des 2. Weltkrieges). Ein Land, das die Wurzeln seines König- bzw. Kaisertums auf Menelik I. zurückführt, der Überlieferung nach dem gemeinsamen Sohn von König Salomo und der Königin von Saba. Ein Land mit großer Geschichte und schwieriger Gegenwart unter der sozialistischen Regierung mit Planwirtschaft. Ein Land in dem Steinzeit (bei den indigenen Volksgruppen im Süden, wo wir nicht waren), Mittelalter (in der Landwirtschaft) und Generation Smartphone gleichzeitig nebeneinander existieren; in dem als Transportmittel wahlweise Lastenträger, Esel oder Kamele, Tuktuks, Minibusse, LKWs oder modernste Propellerflugzeuge in Frage kommen (je nach Budget).

Aber eins nach dem anderen und alles mit Bildern:

Der Überlieferung nach hat Makeda, die Königin von Saba, ihren Sohn Menelik als jungen Erwachsenen für drei Jahre zum royalen Praktikum nach Jerusalem geschickt, von wo er dem Befehl eines Engels folgend und unter dessen Schutz die Bundeslade aus dem Tempel stibitzt und nach Äthiopien überführt hat. Blog 55-29

Daraufhin musste Salomo in Jerusalem leider eine Kopie anfertigen und aufstellen lassen. (Jede orthodoxe Kirche in Äthiopien hat übrigens auch eine Modell der Bundeslade. Ohne Lade keine Kirchweihe.)

Blog 55-13Nach verschiedenen Stationen steht die angebliche originale heute in Axum in  diesem im 1965 zwischen alter und neuer Kathedrale errichteten Gebäude mit der grünen Kuppel, dem höchsten Heiligtum der äthiopisch -orthodoxen Kirche. Diese Kirche, zu der heute 60% der Äthiopier gehören, hat von jeher eine ganz enge Beziehung zum Judentum wie wohl keine andere christliche Denomination.

Axum (in der nördlichsten Provinz Tigray) wurde im 1. Jahrhundert n.Chr. zu einer bedeutenden Stadt und wohl bald auch zur Hauptstadt Äthiopiens. Die berühmten Stelen, Teile von Grabmälern, stammen aus dieser Zeit und sind über 20 m hoch.

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Im 17. und 18. Jahrhundert trat dann Gondar als Königsstadt in den Vordergrund. Heute besichtigt man dort die Ruinen einer beeindruckenden weitläufigen Schlossanlage. Der Legende nach hatte sich Kaiser Fasilidas in den Bergen verirrt, als aus einem Teich ein alter Mann aufstieg und ihn anwies, genau hier ein Schloss zu bauen. Später bekam er auch noch die Anweisung, viele Kirchen zu bauen – und zwar als Strafe für die vielen Konkubinen, die er hatte.

Hier einige Eindrücke der phantastischen Bauwerke aus dieser Zeit:

Fast der gesamte Norden Äthiopiens von Addis Abeba bis zur eritreischen Grenze ist Hochland zwischen 1800 m (Tanasee) und 4500 m (Semien Mountains). Und davon wiederum ist ein großer Teil landwirtschaftliche Nutzfläche. 80% der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, die aber je nach Berechnung nur 30 – 50% der Wirstchaftsleitung erbringt. Kein Wunder. Denn das meiste ist Subsistenzwirtschaft, d.h. zur Selbstversorgung oder zum Verkauf auf dem Markt im nächstgrößeren Dorf. Das sieht dann so aus:

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Am Tekezefluss im Norden und am Blauen Nil gibt es auch bewässerte Landwirtschaft, die natürlich ganz andere Erträge generieren kann.

Noch gibt es in der Regenzeit reichlich Niederschläge. Aber die Trockenzeit ist viel heißer als früher, sodass die Wasservorräte längst nicht mehr so lange halten, wie vor Beginn des Klimawandels.

Ein echtes Erlebnis ist in jedem Fall der Verkehr. Nicht so sehr durch Hektik (das ist anderswo erheblich schlimmer), sondern durch die verrückte Mischung. Da trifft auch in der Großstadt einfach alles aufeinander – siehe Titelbild (abgesehen von Flugzeugen, modernen Bombardier-Propellermaschinen, die im Inland kleine feine Flughäfen verbinden). Hier einfach eine Serie von Fotos zu diesem Thema:

Blog 55-32An den Flughäfen haben wir dann auch die modernsten Äthiopier(innen) getroffen, wie z.B. diese junge Frau, die zwischen der touristischen Dienstleistung einer traditionellen Kaffee-Zeremonie intensiv mit ihrem Smartphone beschäftigt war.

So  bunt und verrückt wie der Verkehr sind auch die Märkte, unglaublich eng und wuselig und trotzdem „thematisch“ gut sortiert. Und das schöne: Wir konnten da als Weiße ganz entspannt durch schlendern. Natürlich wurden wir häufig angesprochen, um uns etwas zu verkaufen. Aber wenn wir deutlich und klar abgelehnt haben, war es auch gut.

Auffällig ist übrigens auch, wie schnell die Äthiopier gehen, jedenfalls im Vergleich zu dem, was wir in Südafrika so erlebt haben. Aber vielleicht liegt das auch an dem angenehmen Klima des Hochlandes.

Immer wieder haben wir große Freundlichkeit erlebt. Schulkinder, denen wir begegneten, riefen uns zu: „Welcome in Ethiopia. What`s your Name?“ – „My name is Gerold“ – „How do you like Ethiopia?“ Und dann streckte mindestens eins von ihnen die Hand aus, um mit dem freundlichen Weißen abzuklatschen. Ähnliches hab ich auch mit Erwachsenen bei einem Spaziergang durch eine ziemlich ärmliche Wellblech-Siedlung (immerhin mit Elektrizität und Satelitenschüsseln) in Addis erlebt.

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In der nächsten Folge werde ich demnächst über eine faszinierende nicht-religiöse Kommunität und beeindruckende Hilfsorganisationen in Äthiopien berichten.

Katalonische Zukunft ungewiss (2017-10-10)

Vorhin fand die mit großer Spannung erwartete Sitzung des Katalanischen Parlamentes statt. Nach den Großdemonstrationen am Sonntag (endlich meldeten sich auch mal die Gegner unter den Bürgern zu Wort) war es erst mal ruhig. Die Menschen, mit denen ich derweil ausführlich über die Entwicklung sprechen konnte – ein junger Mann in Deltebre, also im Ebrodelta ganz im Süden von Katalonien, und ein mittelalterlicher Mann in Tossa de Mar an der Costa Brava, beide überzeugte Katalanen – meinten übereinstimmend, das sei eine ganz schwierige Situation und keine Lösung in Sicht. Beide forderten, was auch am Sonntag auf vielen Demoplakaten zu lesen war: „Verhandelt – oder tretet zurück!“ Gemeint sind der katalanische regionale Ministerpräsident Puigdemont wie auch der spanische Rajoy. Ersterer hatte ja bereits immer wieder Gespräche mit der Zentralregierung gefordert. Und hat auch heute genau diesen Wunsch bekräftigt und als Zeichen der Deeskalation zwar am Unabhängigkeits-Ziel festgehalten, aber die Abstimmung darüber auf unbestimmte Zeit verschoben.

Leider war aus Madrid bisher wieder nur die altbekannte Leier zu hören: weil das eh ganz  ungesetzlich sei, könne es auch keine Gespräche geben.

Das bedeutsamste politische Erbe von Frank Walter Steinmeier als Außenminister ist für mich, dass er unermüdlich auf Verhandlungen und Gespräche gesetzt hat. Frei nach dem Motto: Ein Gespräch ohne Ergebnis ist immer! besser als keins. Wodurch kam endlich das Atomabkommen mit Iran zustande? Nur durch solche Gespräche! Wodurch wird ein Atomkrieg mit Nordkorea zu einer real bedrohlichen Möglichkeit? Weil es keine Gespräche gibt. In der Politik, der Wirtschaft, bei Kirchens und im Privaten gibt es manchmal Situationen, in denen Gesprächspausen vonnöten sind. Aber wo es dabei bleibt, dass die andere Seite keines Gesprächs mehr gewürdigt wird, ist die Eskalation vorprogrammiert und eine gute Lösung nicht mehr möglich.
Leider, wie gesagt, gibt es zur Zeit keine Anzeichen für diese Einsicht bei der Regierung in Madrid.
Interessanterweise ist es mir nicht gelungen, mit einem Unabhängigkeitsgegner in einen Austausch zu kommen. Da wurde immer nur direkt abgewunken. Manchmal schon bei der Frage, ob jemand katalanisch oder spanisch spreche. „Katalanisch? Niemals!“
Mein einundzwanzigjähriger Gesprächspartner in Deltebre sagte: „Beide haben Fehler gemacht: Puigdemont und Rajoy. Beide müssten daraus lernen.“
Er erzählte auch, dass ihm das Thema vor einem Jahr noch egal gewesen sei. Aber seit er Geschichte studiere, habe sich seine Meinung geändert. Und viele Kinder in der Region könnten Spanisch nur verstehen, aber nicht sprechen. Und: In anderen Teilen Spaniens sei er schon öfter blöd angemacht worden, als man herausbekam, dass er Katalane sei.

Trotzdem, von außen betrachtet würde eine Unabhängigkeit lauter kaum lösbare Probleme schaffen: Für Katalonien, für Spanien und für Europa.
Aber wie gesagt, wo keine Gesprächsbasis mehr ist, blühen die Mythen.

Katalanisches Referendum – der 1. Oktober 2017

Es ist noch dunkel, als schon über unserer Ferienwohnung nahe der Sagrada Familia ein Polizeihubschrauber knattert. Als wir gegen 10.30 aufbrechen, ist bereits die übernächste Straße blockiert durch eine große Menschenansammlung. Offenbar gibt es dort ein Wahllokal, vor dem die Leute schon so früh Schlange stehen. Irgendwo davor steht ein recht entspannter Regionalpolizist und: Tut nichts anderes als den Verkehr zu regeln. Ein Bild, das wir an diesem Tag noch häufig sehen werden.
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Wenige Kreuzungen weiter ist die Situation völlig anders. Wir werden von aufgeregt gestikulierenden Verkehrspolizisten gestoppt, und schon kommt von rechts eine schwer gepanzerte Einheit der guardia civil, also der Bereitschaftspolizei der Zentralregierung. Um sie herum laufen zornige Demonstranten, unsortiert und chaotisch das Ganze, guardia civil da schon von einer bedrohlichen Unerbittlichkeit.
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Wie sie später auf Menschen jeden Alters eindreschen werden, die in Sitzblockaden Wahllokale schützen wollen, oder gerade ihre Stimme abgegeben haben, sehen wir erst abends im Fernsehen. „Auftragsgemäß und angemessen“ werden die Einsätze von Madrid genannt, durch die fast 500 Menschen verletzt werden. Die Katalanen aber zeigen sich als friedliche Menschen, protestieren gewaltlos mit erhobenen Händen und teilweise singend. Ein beeindruckendes Beispiel gewaltlosen Widerstandes.

Wir fahren die Costa Durada Richtung Tarragona und stellen irritiert fest, dass in den meisten dieser Seebäder jeder Hinweis auf das Referendum fehlt. Keine Fahnen oder si -Tücher. Eher vereinzelte Spanische Flaggen. Ganz anders dann in Tarragona, der wunderschönen Stadt mit den beeindruckenden römischen Bauwerken. Allein in der überschaubaren Altstadt treffen wir auf vier Orte für Stimmabgabe. Und gleich vor der ersten warten die Menschen in zweihundert Meter langen Schlangen von beiden Seiten. Sie warten stolz, ja fröhlich und völlig entspannt. Es hat was von Familienfest.

Bei dem Wahllokal neben den Ruinen des römischen Zirkus erleben wir, wie der erste nach der Stimmabgabe wieder auf die Straße tritt und von den Wartenden mit frenetischem Applaus bejubelt wird: Ein alter, gebeugter Mann, gestützt von zwei jüngeren Menschen.

Auch in den Orten im Parc National Serra de Montsant, wo wir heute noch hinkommen, immer wieder das gleiche Bild: Ansammlung von Menschen, die sich selbst feiern: selbstbewusst und friedlich, auf der Treppe zum Marktplatz zu einem Dorfgemeinschaftfoto wie in Falset oder an einem longtable neben der Kirche wie in dem eng an die Felsen gekauerten Dörfchen La Vilella Baixa.

Inzwischen wird es Abend und die Menschen sitzen zusammen vor einem auf der Straße aufgebauten Fernseher, um die laufenden Berichte im Katalanischen Sender zu verfolgen. Über 3 Millionen Stimmen sind abgegeben worden. Das ist unter den gegebenen Umständen eine enorm hohe Zahl. Dieweil tritt Ministerpräsident Mariano Rajoy vor die Presse und erklärt ungerührt, er sei der Präsident aller Spanier und das Ganz sei einfach nur illegal und eine wiederrechtliche Provokation. Und überhaupt sei das Recht auf seiner Seite und das Referendum undemokratisch. Und deshalb sei er auch weiterhin als Präsident aller Spanier dafür verantwortlich, dass die Einheit der Nation gewahrt bleibe. Usw. 20 Minuten lang immer das Gleiche. Deutlicher kann ein Präsident nicht sagen, dass ihn die Interessen einer Region definitiv nicht interessieren. Er war es übrigens, der 2010 das vier Jahre vorher zwischen Madrid und Barcelona ausgehandelte Abkommen wieder kippte. Und jetzt schickt er seine paramilitärische Polizei in die Region und lässt sie Menschen zusammenschlagen. Kein Wunder, dass die Katalanen sich schrecklich an die Franko- Diktatur erinnert fühlen, die in Spanien wohl bis heute noch nicht ansatzweise aufgearbeitet worden ist. Nach dem heutigen Tag werden die begründeten Aversionen gegen die Spanische Zentralmacht jedenfalls alles andere als kleiner werden. Und das Töpfeschlagen um 22 Uhr geht weiter auch in dem kleinen Bergdorf im Schein eines ungerührten Mondes.
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Autonomes Katalonien 2017-09-30

Am Vortag des geplanten Unabhängigkeits-Referendums in Katalonien sind wir zum Wandern in der Provinz unterwegs. Ca. 25 km nördlich von Barcelona liegt in einem Naturschutzgebiet der 1104 m II hohe Berg La Mola, auf den wir durch ein Buch über Katalonien aufmerksam geworden sind: Nicht so berühmt und nicht so überlaufen wie das bekannteste Bergmassiv ganz in der Nähe mit dem gleichnamigen geschichtsträchtigen Kloster Montserrat, das man von hier sehr schön sieht.
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So einsam und still, wie im Buch beschrieben ist la Mola aber an diesem Samstag bei weitem nicht. Auf dem Hauptweg steigen Hunderte von Spaniern (oder Katalonen – was weiß ich) bergan, und zwar permanent laut mit einander diskutierend. Stille der Berge? Pustekuchen.
Von Weitem schon verfängt sich der Blick an einem senkrechten Felspfeiler in etwa 900 m Höhe. Nicht nur wegen der schroffen Steilheit, sondern weil dort eine riesige katalanische Fahne die Felswand herunter hängt Und gleich daneben ein ca. 5×5 m großes Tuch mit lauter bunten „si“ – Quadraten.
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Beim Abstieg am Nachmittag kommen wir näher vorbei und sehen Kletterer, die genau dort am Fels unterwegs sind.
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Nach einer Rast im ehemaligen Kloster auf dem Gipfel kommen wir an ein paar Mulis vorbei und einem der wohl für die Gegend typischen Großesel (links im Bild). Der ist – im ausdrücklichen Unterschied zum spanischen Stier – das Wappentier Kataloniens: Friedlich und stur.
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Wenig später lernen wir Santi kennen, einen einheimischen jungen Mann, der den Aufstieg auf verschiedenen Wegen mehrfach in der Woche macht und uns eine besonders schöne, aber nicht zu schwierige Abstiegsroute zeigt. Diesmal ist er mit einem Freund unterwegs. Natürlich frage ich ihn (er spricht sehr gut englisch), was er morgen macht. „Meine Ja-Stimme abgeben, was sonst.“ sagt er. Und erklärt mir dann: Wir Katalonier sind ganz friedliche Leute. Aber die Regierung in Madrid hält uns jetzt schon seit bald 15 Jahren immer wieder hin. Immer wieder nur leere Versprechungen. Eine Volksabstimmung, an der alle in Spanien teilnehmen, macht keinen Sinn. Wie können Andalusier für uns mitentscheiden. Wir sind Europäer, aber keine Spanier!“ Ich weise ihn darauf hin, dass das mit Europa auch nicht so einfach ist, und die Unabhängigkeit ja noch lange keine EU Mitgliedschaft bedeutet oder ermöglicht. „Ja, sagt er, das wissen wir doch. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, 10 oder 15 Jahre. Aber das ist es wert.“ Und dann fügt er noch hinzu: „Gesetze müssen doch den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Und deshalb muss man manchmal etwas gegen die Anwendung von Gesetzen tun. Damit sich endlich mal etwas bewegt. Aber wir sind friedliebende Menschen. Und wollen keine Gewalt.“
Wir reden noch über die Flüchtlingskrise und dies und das (z.B. das Konflikte nie mit Rache, sondern nur mit Liebe wirklich zu lösen sind – so kitschig das vielleicht klingt) – und haben irgendwie das Gefühl, in diesen zwei sympathischen jungen Männern so etwas wie Freunde für
eine halbe Stunde gefunden zu haben.
WP_20170930_023 Ich empfinde jedenfalls Sympathie auch zu ihrer Weltsicht. Ob sie im Hinblick auf Katalonien recht haben? Ich weiß es wirklich nicht. Aber dass die Gegendemonstranten in Madrid heute mit ihrem Ruf „Separatisten – Terroristen“ völlig daneben liegen, das weiß ich. Kriminalisierung von Volksgruppen war noch nie eine Lösung.
In der Dorfschulen von Matapedera am Fuße des La Mola sitzen ein paar Erwachsene in der Eingangshalle, diskutieren offenbar miteinander und schieben wohl Wahllokal-Wache. Auf einem Fernseher läuft die Übertragung eines Fußballspiels. Von der örtlichen Polizei, die ihre Wache auf der Rückseite des Gebäudes hat, ist nichts zu sehen.
Zurück in Barcelona:
Das Konzert der 1000 Töpfe heute Abend ist besonders vielstimmig und länger anhaltend als in den letzten Tagen, begleitet von Hupkonzerten und Böllern. Was wird der Tag morgen wohl bringen?
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Autonomes Katalonien 2017-09-28

Während in Deutschland die Parteien immer noch heftig mit der Wahl-Katerstimmung zu kämpfen haben, spitzt sich die Lage in Katalonien vor dem Unabhängigkeits-Referendum zu. D.h. In den vorigen beiden Tagen war relative Ruhe – abgesehen vom eindrucksvollen Töpfeschlagen aus unzähligen Fenstern jeden Abend um 22.00.
Heute aber lag plötzlich viel Energie in der Luft. Eigentlich hatten wir nur eine geführte Fahrradtour durch Barcelona gebucht. IMG-20170928-WA0010

Juliano, unser prima deutsch sprechender Guide hatte allerdings gleich zu Beginn angekündigt, auch über „das Problem zwischen Katalonien und Spanien“ berichten zu wollen. Aber kaum unterwegs, gerieten wir auch mitten hinein: Zunächst in eine Demo gegen die Unabhängigkeit (endlich mal wahrnehmbar). Auf dem Place de Sant Jaume, dort, wo vor drei Tagen noch die katalonische Folklore aufgeführt wurde, demonstrierten vielleicht zwei bis dreihundert Anhänger der Partei DiP vor dem Gebäude der Regionalregierung lautstark gegen die Abspaltung.

Unterwegs erklärt uns Juliano, dass die Katalanische Flagge eigentlich nur gelb rot gestreift sei (und in der Form die älteste der Welt). Das blaue Dreieck mit dem Stern aber sei von der Kubanischen Revolutionsfahne abgeschaut und als Symbol für die Unabhängigkeit verboten. Jedenfalls an öffentlichen Gebäuden.
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Nach einem Abstecher in den Innenhof des frühesten Krankenhauses in Barcelona (heute u.a. ein Kulturzentrum), wo wir die „erlaubte Fahne“ sehen, nähern wir uns der Placa Universität. Und plötzlich ist der Bär los: Der Platz ist schon weitgehend gefüllt mit Tausenden junger Menschen, die die „verbotene“ Fahne schwenken oder sich darin eingehüllt haben. Von der Großbühne dröhnt Rockmusik. Und von allen Seiten strömen unablässig weitere Jugendliche hinzu.

Die Polizei wird später 10.000 Schüler und Studenten zählen. Wahrscheinlich sind es eher 15.000. Partystimmung. Unabhängigkeits -hype. Untermalt von ausgelassenem Hupkonzert in den umgebenden Straßen. (Dabei hat Barca gestern Abend doch gegen Sporting Lissabon in der Championsleague 0:1 verloren). Die ganze Woche schon machen Oberstufenschüler und Studenten blau „aus Protest gegen die Haltung Madrids“.
Juliano kann darüber nur den Kopf schütteln.IMG-20170928-WA0011 Er sei ein unpolitischer Mensch. Und ihn interessiere das Referendum eigentlich nicht, so wie die meisten anderen. Ob er denn dagegen stimmen würde, frage ich ihn. Aber er zuckt nur mit den Schultern.
Problem dabei ist, dass der katalanische Ministerpräsident Charles Puigdemont das Ergebnis werten will, egal wie hoch oder niedrig die Wahlbeteiligung ist und seien es nur 20%. Auf der anderen Seite fällt der Regierung in Madrid auch nichts anderes ein, als alles zu verbieten. Man könnte ja auch mal miteinander reden…
Katalonien, das seit 500 Jahren immer wieder von Spanien unterdrückt und kleingehalten wurde, zuletzt unter der FrankoDiktatur bis 1975!
Die Bürgermeisterin von Barcelona hat heute die EU aufgerufen, in diesem schweren Konflikt zu vermitteln. Und jedem, der ein bisschen weiterdenkt, ist klar, dass ggf. eine Unabhhängigkeitserklärung nächsten Dienstag ein noch ganz anderes Desaster auslösen würde als der Brexit vor einem Jahr.

Am Nachmittag in einer Tappas-Bar lesen wir in einer Zeitung, dass die Unabhängigkeits-Aktivisten Freiwillige suchen, um Schulen als Wahllokale zu besetzen, bevor die Polizei sie sperren kann. Oder wenn das nicht gelingt, wenigstens demonstrative lange Schlangen vor jedem der 2600 geplanten Wahllokale zu bilden.
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(Auch diesen Beitrag habe ich nur auf dem Handy erstellt und bitte erneut etwaige Fehler und technische Pannen zu entschuldigen.)