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Oper für Obdach II

Nach unserem ausgesprochen erfolgreichen Pilotprojekt im März (siehe meinen Blog vom März 2017) haben wir am 3. November die „Oper für Obdach“ ein zweites Mal im Berliner Hauptbahnhof aufgeführt . Genauer ein fünftes bis achtes Mal. Denn auch diesmal sind wir mit dem gut halbstündigen Programm der inszenierten Winterreise von Schubert (Plus Interviews) wieder alle zwei Stunden zwischen 11 und 17 Uhr aufgetreten. Und wieder konnten wir Tausende Menschen mit der Botschaft erreichen: „Lass dich berühren vom Leben anderer – und von der solidarischen Nähe Gottes.“ („Wunderlicher Alter, willst du mit mir gehn…“)

Im Vergleich zum Premierentag haben wir nochmal einiges verbessert. So war in Ulrich Pakusch diesmal der langjährige feste Pianist des Baritons Christoph von Weitzel dabei. Und im direkten Vergleich merkte man, dass die beiden einfach noch viel besser aufeinander eingespielt sind. Im Interview meinte Ulrich Pakusch übrigens auf den enormen Lärm im Hauptbahnhof angesprochen (sinngemäß): Ich finde den Aufführungsort perfekt. Die ganzen Geräusche sind gar keine Konkurrenz, sondern ergänzen den Klang. Besonders schön war das, als oben eine S-Bahn auf dem Ton D bremste, genau als ich den gleichen Ton auf dem Klavier spielte.

Und Christoph von Weitzel fühlte sich auch, wie er erzählte, bei diesem Durchgang deutlich wohler und konnte klarer unterscheiden, wann er als Sänger (bzw. Obdachloser) ganz konzentriert bei sich und in seiner Geschichte blieb –  und wann er bewusst mit dem Publikum kommunizierte. Letzteres z.B. bei der Strophe (aus dem Lied „Wegweiser“):

„Habe ja doch nichts begangen,
dass ich Menschen sollte scheu’n.
Welch ein törichtes Verlangen
treibt mich in die Wüstenei’n?“

Das Ganze wurde auch dadurch nochmal erleichtert, dass diesmal ein Mitarbeiter der Technikfirma den Sound machte, der selbst Musiker ist und von daher nochmal andere Feinheiten in den Klang brachte.

Aber auch an der Rezitation meiner Bibeltexte hatten wir nochmal gearbeitet. So dass ich nicht nur als Sprecher auf die Bühne getreten bin, sondern in die Szene rein gegangen und die Texte fast gespielt habe.
Dadurch wurde die enge Verflechtung noch deutlicher und viele Zuschauer noch stärker berührt.

Das wiederum haben die Mitarbeitenden der Stadtmission, die die Textflyer verteilten aufgreifen können. Denn beim ersten Mal waren das vor allem FSJler, diesmal aber in drei der vier Vorstellungen Seelsorger und Seelsorgerinnen, die dann direkt am Rande leise kurze Gespräche führen konnten und diese Chance sehr bewusst wahrgenommen haben.
Denn es geht uns ja nicht nur darum, auf die immer dramatischer werden Situation der Obdachlosen in Berlin aufmerksam zu machen, sondern eben auch biblische Inhalte im öffentlichen Raum so zu präsentieren, dass Menschen spüren und verstehen, dass es auch für sie relevant ist. Eben: „Ein Dach überm Kopf und ein Dach über der Seele.“

Dass an diesem Tag insgesamt fast 1200,- € an Spenden für die Kältehilfe zusammen gekommen sind, war dabei natürlich ein erfreulicher Nebeneffekt. (Wieder hatte ja die Deutsche Bahn die gesamten Kosten der Veranstaltung getragen.)

Auch diesmal hat unser „Artrejo“ Filmteam wieder bewegende Bilder eingefangen einen schönen Trailer erstellt, der nochmal andere Elemente als im März zeigt. Schaut ihn euch an.
Hier ist der Link: https://www.youtube.com/watch?v=mvupeKlKodM

Ich empfehle euch aber auch wärmstens die aktuellen Filmbeiträge rund um die Themen der Kältehilfe der Berliner Stadtmission:

 

  • über die Ambulanz für Obdachlose

  • oder aus dem vorigen Jahr den Film über unser Übergangshaus, der zugleich viele Hintergründe deutlich macht:

Im übrigen sind wir angefragt worden, die Oper für Obdach auch im Münchener Hauptbahnhof voraussichtlich Ende Februar 2018 aufzuführen. Mal schaun, ob das klappt.