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Myfest

1. Mai in Berlin. Die Stadt brummt. Mal wieder mehr als eh schon. Erst recht bei diesem Traumwetter. Die Gewerkschaften haben eine Demontration vom Hackischen Markt zum Brandenburger Tor organisiert, woran einige Tausend teilnehmen. Aber richtig voll ist es in Kreuzberg beim sogenannten „Myfest“ (gesprochen wie Maifest, aber mit der englischen Bedeutung: Das ist mein Fest). So richtig Kreuzberg! Schrill. Laut. Links. Die Organisatoren haben in Ihrem Flyer (früher hieß sowas Flugblatt) parolenmäiß formuliert, worum es ihnen geht.

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Das Ganze auf 8 Bühnen zwischen Görlitzer Bahnhof und Moritzplatz, Skalitzer Straße und Mariannenplatz.

Ich habe mich circa drei Stunden lang unters Volk gemischt, die allergrößte Mehrheit davon 20 – 30 Jahre jünger als ich. Allerdings musste ich das Politische dann echt suchen.

Bei dieser Bürgersteig-Kunst hier in der Oranienstraße fällt es mir jedenfalls schwer, das politisch zu interpretieren:

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Also weiter. Ich spar mir jetzt erst mal meine Kommentare und zeige euch statt dessen meine Fotoserie. Macht euch selbst ein Bild.

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Also eigentlich eine Partymeile mit türkisch-arabischer Musik und unzähligen Rauchopfer-Grills. Auf dem Mariannenplatz mischen sich dann unter die Fress-Stände doch ein paar linke Infozelte.

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Was Waffeln mit dem Türkei-Deal zu tun haben, frage ich mich allerdings schon.

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Hinter der Bühne der Linken: Die St.-Thomas-Kirche. So wie Heilig-Kreuz beim Karneval der Kulturen am Pfingstmontag ist auch diese hier jetzt geöffnet. Und permanent gehen Menschen dort ein und aus. Innen ein modern gestaltetes Kirchenschiff (wobei man beim Blick nach oben genau sieht, bis zu welcher Höher das Renovierungsgeld gereicht hat). Deutlich weniger Trubel. Ein Tisch für Gebete, der intensiv genutzt wird.

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Das richtig alternative Kreuzberg gibts natürlich auch noch, wie hier das wilde Camp hinter dem Zaun mit den merkwürdigsten Wohnmobilen.

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Und natürlich darf die Einladung zur Hanfmesse Berlin in dem ebenso wilden Camp an der Schillingbrücke an so einem Tag auch nicht fehlen. (Hier findet man jetzt schon eine Weiterverarbeitung dieses Rohstoffes)

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Genauso wenig darf das riesige Polizeiaufgebot fehlen (Da kommen sogar auch nochmal die grünen Mannschaftsbusse zum Einsatz). In früheren Jahren gab es zum 1. Mai immer heftige Ausschreitungen.

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Dieses Jahr bleibt alles ruhig, jedenfalls zunächst.

Wie revolutionär ist Kreuzberg heute noch? Nicht nur Soziologen beobachten deutliche Verschiebungen. Auch diese Ladenbesitzer in der Oranienstraße, die die Kommerzialisierung und Partysierung des Myfestes als Abfall vom wahren Kreuzbergtum entlarven:

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Immerhin startet gegen 18 Uhr am Oranienplatz dann doch noch eine ziemlich spontane, aber genehmigte „Revolutionäre 1.-Mai-Demo“: Laut, mit Antifa-Fahnen, Böllern, dem Ruf „Refugees are welcome here“. In der Köpeniker Straße zählt die Polizei inzwischen 13.000 Teilnehmer. Am Ende, am Lausitzer Platz, fliegen dann doch noch an die 100 Flaschen auf die Polizei (nicht nur von Demonstranten, sondern auch von Touristen, wie der Tagesspiegel berichtet). Ansonsten gibt es offenbar kaum Übergriffe. Auf der Oberbaumbrücke geht die Musikparty jedenfalls ungestört weiter.

Vernünftig – oder läppsch geworden?

Kontrastprogramm am Morgen:

Heute haben wir vom missionarischen Team der Stadtmission ein neues Veranstaltungsformat gestartet:

Mit_Gott_auf_der_Spree-2016-1_02_9ba01a525dAb dem 1. Mai findet an den ersten Sonntagen im Monat nicht mehr der traditionelle Schiffsgottesdienst statt, sondern diese 90-minütige Bootsfahrt mit überraschenden Entdeckungen, Live-Musik und den eben etwas anderen touristischen Hintergrundinformationen während der Bootsfahrt. Zum Abschluss gibt es ein Friedensgebet und eine Strophe „Geh aus mein Herz“.

Obwohl die Reederei die Werbung verschnarcht hatte, war das Schiff fast voll. Und die Gäste waren von unseren Erklärungen und Anekdoten, der Musik von Sebastian Bailey (Saxofon, z.T. von mir auf Gitarre begleitet), dem Quizz und den geistlichen Inhalten begeistert. Den Löwenanteil der inhaltlichen Vorbereitung hatte Lorenz Bührmann übernommen, der aber als ausgebildeter Domführer auch besonders befähigt ist. Und immer noch ne Story in Reserve hat! Das war auch gut so, denn zwischendurch blieben wir fast eine halbe Stunde am Nikolaiviertel mit Motorschaden liegen – was aber die Stimmung überhaupt nicht trübte.

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Die nächsten Termine (gleiches Programm, aber andere Mitwirkende) findet ihr auf der Homepage: http://www.berliner-stadtmission.de/aktuelles/mit-gott-auf-der-spree/

Dort findet ihr wie immer auch das Spendenkonto, falls ihr diese Veranstaltung finanziell unterstützen mögt.

Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis:

Bis  August werde ich jetzt mit dem Blog pausieren. Sven Lager und ich schreiben gerade an einem Buch mit Geschichten aus unserer Flüchtlingsarbeit mit Erläuterungen zur Praxis und zum theologischen Hintergrund. Und das hat jetzt Vorrang, damit es Anfäng nächsten Jahres erscheinen kann (Brunnen-Verlag). – Meine öffentlichen Termine aktualisiere ich aber weiterhin.